Refina
Seit den 1950er Jahren ist in der Bundesrepublik Deutschland ein kontinuierlicher Anstieg der Flächeninanspruchnahme zu verzeichnen. Dabei tragen insbesondere Siedlungs- und Verkehrsareale mit ihren vergleichsweise hohen Versiegelungsgraden zum unwiederbringlichen Verlust an fruchtbarem Boden und seiner ökologischen Funktionen bei. Zu den negativen Auswirkungen dieser Entwicklung zählen aber auch vielfältige ökonomische Belastungen für Gemeinden, Länder und den Bund z.B durch stetig zunehmende Infrastrukturfolgekosten.
Trotz verschiedener Bemühungen wie der Verabschiedung des Bundesbodenschutzgesetzes im Jahre 1998 belief sich die bundesweite Neuinanspruchnahme von Flächen bis zum Jahr 2000 weiterhin auf ca. 130 ha pro Tag. Infolgedessen fordert der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung weitere Anstrengungen, um den Flächenverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2020 auf 30ha pro Tag zu reduzieren und gleichsam eine qualitative Verbesserung der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke zu erzielen.
Vor diesem Hintergrund fördert das BMBF im Rahmen des Programms "Forschung für die Nachhaltigkeit" mit dem Förderschwerpunkt "REFINA" die Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Dabei sollen Umwelt- und Naturschutz, wirtschaftliches Wachstum aber auch sozialgerechte Wohnungsversorgung, städtebauliche Qualität und Mobilität besser in Einklang miteinander gebracht werden.
Im Kontext des REFINA-Förderschwerpunktes führen der Lehrstuhl für Fernerkundung und der Lehrstuhl für Kulturgeographie der Julius-Maximilians Universität Würzburg in enger Kooperation mit weiteren Verbund- und kooperationspartnern ein gemeinsames, auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt zur Entwicklung eines bundesweit einsetzbaren, fernerkundungsgestützten Flächenbarometers zur quantitativen und qualitativen Bewertung der Flächeninanspruchnahme und deren zeitlicher Variation durch.
Das Ziel ist neben der Bereitstellung eines definierten Daten- und Indikatorenbestands für die drei Maßstabsebenen Bund, Land und Region die Entwicklung eines Methodensets zur Charakterisierung des von verschiedenen übergeordneten Planungs- und Umwelteinrichtungen definierten Indikators Flächeninanspruchnahme. In diesem Kontext sollen zum einen wirksame Determinanten abgeleitet und zum anderen Ansätze zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Flächeninanspruchnahme entwickelt werden.
Innovatives Kernelement ist ein (multitemporaler) Fernerkundungsansatz, bei dem satelliten- und flugzeuggetragene Systeme unterschiedlicher Auflösung zum Einsatz kommen. Schwerpunkt ist die Generierung von Methoden zur flächendeckenden, fortschreibbaren und objektiven Ableitung von Versiegelungs- und Bebauungsgraden sowie Flächennutzungen und Siedlungsstrukturen. Zudem sollen durch räumliche Aggregierung und die Assoziierung mit weiteren planungsrelevanten Daten (z.B. demographische Informationen) zusätzliche Flächenindikatoren generiert werden. Auf dieser Basis sollen anschließend verschiedne Versiegelungsmuster qualitativ bewertet werden. Die Definition anwendbarer Indikatoren sowie deren Evaluierung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und dem Umweltbundesamt (UBA). Die Aussagekraft der Flächenindikatoren aus Fernerkundungsdaten soll im Vergleich zu vorliegenden Flächenstatistiken unter den Gesichtspunkten Exaktheit, Kosten und Reproduzierbarkeit bewertet werden.
Verbundpartner:
- Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
- Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Kooperationspartnern:
- Umweltbundesamt (UBA)
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
- Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ)
- Verbund Region Rhein-Neckar
- Stadt Dresden
- Stadt Leipzig
Weiterführende Publikationen:
Weitere Links:
Förderrichtlinien des BMBF zu REFINA
Kontakt: Michael Thiel