MaMoGla
MaMoGla - Recent and Holocene Glacier Dynamics of Maritime Mountain Glaciers
Aktuelle und Holozäne Dynamik maritimer Hochgebirgsgletscher – Der Vergleich Norwegen/ Neuseeland als Beitrag zur regionalen Differenzierung bei der Verwendung von Gletschern als Klimaindikatoren im globalen Kontext.
in Verbindung mit Unterprojekt
Holozäne Gletscher- und Klimadynamik in den Southern Alps/Neuseeland
- Projektleiter: Stefan Winkler
- Projektfinanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (WI 1701/3; WI 1701/4)
- Kooperationspartner: Bjerknes Centre of Climate Research/Universitetet i Bergen (Norwegen), Norges Vassdrags- og Energidirektoratet (NVE), Kooperationen mit neuseeländischen Universitäten und NIWA in der Entwicklungsphase
- Projektlaufzeit: seit Januar 2006
- Verknüpftes Projekt: NorGlaMo
Grundlage:
Die Bedeutung von Hochgebirgsgletschern als hochauflösende Klimaindikatoren ist unumstritten. Die Kenntnis der holozänen Gletscherdynamik ist Voraussetzung zum Verständnis aktueller Prozesse und muss in Verbindung mit Prognosen der zukünftigen Klimaentwicklung berücksichtigt werden.
Eine regionale Differenzierung als Reaktion auf die komplexen Interaktionen innerhalb des Systems Hochgebirgsgletscher ist jedoch nur im Ansatz vorhanden, da sich die Arbeiten hauptsächlich auf kontinentale Hochgebirgsgletscher fokussierten. Im Kontrast dazu konzentriert sich das Forschungsvorhaben auf Gletscher maritimer Hochgebirgsregionen in Norwegen und Neuseeland, welche sich in den letzten Dekaden durch einen abweichenden Trend zum Gletscherwachstum und eine hohe Sensitivität infolge hoher Massenumsätze auszeichnen.
Blick auf das Plateau des Jostedalsbre (maritimes Westnorwegen) bzw. den Eisbruch des Franz Josef Glacier (Neuseeland) als Vertreter der Gletscher in den Untersuchungsgebieten.
Geplante Arbeiten:
Während die holozäne Gletscherchronologie im maritimen Südnorwegen bereits recht gut untersucht ist, ist die entsprechende Chronologie für die Southern Alps auf Neuseeland noch lückenhaft. Außerdem haben frühere Arbeiten gezeigt, dass sie teilweise revidiert werden muss. So hält sie aufgrund der Fokussierung auf die inzwischen als unrepräsentativ erkannten Schlüssellokalität Tasman Glacier, sowie auch methodischer Probleme, einer kritischen Überprüfung nicht stand. Ziel des Forschungsvorhabens ist die substantielle Verbesserung jener Gletscherchronologie durch räumliche Ausweitung der Untersuchungen und Anwendung des „multi-proxy approach“, des kombinierten Einsatzes relativer und absoluter Methoden der Altersdatierung. Absolute Datierungen mit Hilfe kosmogener Isotope (10Be,26Al) und der Radiocarbonmethode sollen nicht nur als individuelle Zeitmarken, sondern innovativ auch als Fixpunkte zur Konstruktion von Datierungskurven für Schmidt-Hammer-Messungen dienen.
Schmidt-Hammer-Messungen und lichenometrische Untersuchungen in den neuseeländischen Alpen.
Die angestrebte Erstellung einer temporal hochauflösenden holozänen Gletscherchronologie der Southern Alps bietet sich als Grundlage nachfolgender Überprüfungen etwaiger kausaler Zusammenhängen zwischen der nord- und südhemisphärischen atmosphärischen Zirkulation der Mittelbreiten an. Die Parallelität des aktuellen Gletscherverhaltens zu maritimen Gletscherregionen der nordhemisphärischen Mittelbreiten lässt diese vermuten. Abschließend soll die holozäne Gletscherdynamik in Norwegen und Neuseeland als Beitrag zur notwendigen Regionalisierung der Verwendung von Gletschern als Klimazeugen im globalen Kontext interpretiert werden. Zielsetzung hierbei ist die nähere Charakterisierung der Sonderstellung maritimer Hochgebirgsgletscher.
Die Untersuchungen zur holozänen Gletscherchronologie werden in beiden Regionen durch die Fortsetzung des Monitoring der Reaktion der Gletscher in Abhängigkeit von der aktuellen Klimaentwicklung ergänzt (vgl. enge Kopplung mit dem Projekt NorGlaMo). Dadurch soll es möglich werden, Erkenntnisse über das aktuelle Geflecht der massenbilanzrelevanten Einflussfaktoren und die Reaktion der Gletscher auf Veränderungen der klimatischen Rahmenbedingungen bei der Interpretation der holozänen Gletscherchronologie mitberücksichtigen zu können. Somit dient das Projekt auch der Verbesserung des Verständnisses der Beziehung zwischen Klima und Gletschern in ihrer regionalen und zeitlichen Differenzierung.
Blick auf die untere Gletscherzunge des Hooker Glacier bzw. sein komplexes Lateralmoränensystem (Akkretionsmodus) im östlichen Vorland, eine der untersuchten Lokalitäten in den Southern Alps auf Neuseeland.
Literaturhinweise:
Chinn, T.J.H., Winkler, S., Salinger, M.J. und Haakensen, N. 2005: Recent glacier advances in Norway and New Zealand – a comparison for their glaciological and meteorological causes. Geografiska Annaler 87 A: 141 – 157.
Winkler, S. 2004: Lichenometric dating of the 'Little Ice Age' maximum in Mt.Cook National Park, Southern Alps, New Zealand. The Holocene 14, 911 – 920.
Winkler, S. 2004: Gletscher als klimagesteuerte Systeme – ein Beitrag zur komplexen Beziehung zwischen Hochgebirgsgletschern und klimatischen Einflussfaktoren als Beispiel einer systemischen Raumsachverhaltsbetrachtung im Geographieunterricht (Teil 1). Geographie und ihre Didaktik 2004/1, 1 – 34 und 2004/2, 57 - 76.
Winkler, S. 2004: Jüngere weltweite Entwicklung der Hochgebirgsgletscher vor dem Hintergrund der holozänen Gletschergeschichte. Geographie und Schule 26 (148), 2 – 10.
Winkler, S. 2005: The ‘Schmidt hammer’ as a relative-age dating technique: potential and limitations of its application on Holocene moraines in Mt Cook National Park, Southern Alps, New Zealand. New Zealand Journal of Geology and Geophysics 48, 105 – 116.