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WGM SH7 - Vorwort
von Stephan Kohl
Anglistische Literaturwissenschaft in Deutschland war schon in ihren Zeiten als 'Fremdsprachenphilologie' immer eine Disziplin, die sich von der Gesellschaft in die Pflicht genommen sah, einen Beitrag zum Verständnis des 'Fremden' zu leisten. Nachdem die Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s immer engere Verbindungen mit den angelsächsischen Ländern einging, nachdem Reisen nach Großbritannien und in die Vereinigten Staaten sowie Studien- und Arbeitsaufenthalte in diesen Ländern fast schon alltäglich geworden sind, hat die anglistische Literaturwissenschaft die Verpflichtung, einen Beitrag zum interkulturellen Verständnis zu leisten, nicht vergessen und sich - Anregungen der Postcolonial Studies aufgreifend - den sog. neuen englischsprachigen Literaturen der Welt zugewandt.
Die Forschungsaufgaben, die sich einer so veränderten Anglistik stellen, werden in diesem Heft zur Transkulturalität sachkundig und klar strukturiert von Ralph Pordzik vorgestellt; er zeigt, wie die Anglistik heute auf der Grundlage literaturwissenschaftlich genauer Textanalyse und zum Teil neuer methodischer Verfahren der Verständniserschließung auch Kenntnisse über fremde Kulturen, über Selbst- und Fremdbilder, zur Verfügung stellt - in der Hoffnung, weiterhin zum bessern Verständnis des 'Fremden' beizutragen.
Frau Yafa Shanneik hat sich als Palästinenserin mit dem Schwung der Jugend und der Erfahrung der Migrantin in das von ihr gewählte Thema eingearbeitet. Ihre hier veröffentlichte Magisterarbeit belegt auch, dass die Würzburger Anglistik für die künftig immer notwenigere Analyse des Phänomens des zu Hause Seins in mehreren Kulturen erfreulicherweise auf die Mitarbeit kluger und sensibler Studierender rechnen darf.
Würzburg, im Januar 2004